In diesem Sommer beschäftigen uns einerseits der Melizitosehonig, andererseits die Asiatische Hornisse, welche von Vereinsmitgliedern in Bolligen entdeckt wurde. Hier finden Sie zwei Merkblätter zur Asiatischen Hornisse sowie einen Artikel zum Zementhonig aus der Bienenzeitung.
2. Juli 2024 | Wissenschaft und PraxisSarah Grossenbacher, Redaktion Schweizerische Bienen-Zeitung
Aus verschiedenen Regionen in der Schweiz und in Europa häufen sich aktuell Meldungen von Imkerinnen und Imkern, die grosse Mengen Zementhonig in ihren Völkern haben. Die Situation ist eine Herausforderung und ein einfaches Patentrezept gibt es nicht. Wie weiter, wenn Honig- und Bruträume damit gefüllt werden?
Zementhonig – auch Melezitosehonig genannt – stammt vom Honigtau bestimmter Läuse der Rottanne und Lärche. Der Siebröhrensaft, den die Läuse aufsaugen, besteht aus Saccharose (Zweifachzucker). Nach der Verdauung scheiden die Läuse den zuckerhaltigen Honigtau wieder aus. Der entstandene Honigtau enthält Saccharose, Fructose und Glucose – die letzteren sind Einfachzucher. Je nach Lausart und Herkunft kann aber zusätzlich auch ein Mehrfachzucker – wie Melezitose – entstehen. Die gleiche Lausart kann innerhalb der gleichen Region unterschiedliche Mengen an Melezitose produzieren. Wovon das abhängt, ist aber noch nicht geklärt. Enthält der Honig mehr als 20% Melezitose, kristallisiert er innerhalb kurzer seit in den Waben und ist anschliessend nicht schleuderbar. Ein weiterer Nachteil: Der Honig ist als Winterfutter ungeeignet. Einerseits benötigen die Bienen viel Wasser, um ihn aufzulösen, andererseits ist er auch schwer verdaulich und belastet die Darmflora der Bienen. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Bienen, die mit Mehrfachzucker gefüttert wurden, kurzlebiger sind, unter Darmkrankheiten litten und Bewegungsstörungen aufzeigten.
Melezitosehonig kristallisiert schnell in den Waben, sodass er kaum geschleudert werden kann (Foto: Sven Teschke / Lizenz: Creative Commons CC-by-sa-3.0 de).Mögliche Lösungen
Wichtig: Bienen sind in der Lage, den Dreifachzucker abzubauen, jedoch nur langsam. Dies können wir uns beim Umtragen zu Nutzen machen und so den Melezitosegehalt im Honig verringern. Das Vorgehen braucht jedoch Geduld und Material:
- Die verdeckelten Honigwaben entfernen und entdeckeln.
- Waben im Wasser einweichen.
- Im Magazin: Feuchte Melezitosewaben auf den leeren Honigraum aufgesetzt werden. Für die Trennung der beiden Honigräume wird ein Futteraufsatz oder eine schwarze Folie mit Loch verwendet. Hier wird empfohlen, eine lichtdurchlässige Abdeckung zu verwenden. So tragen die Bienen den Honig in den dunklen Stock. Alternative: Die nassen Honigwaben werden in einem Honigraum unter das Volk gesetzt. Oberhalb des Brutraumes wird eine Honigzarge mit leeren Honigwaben aufgesetzt. Nun können die Bienen den Melezitosehonig umtragen. Bei beiden Varianten sollten die Honigräume nicht komplett gefüllt werden und die Waben etwas auseinander geschoben werden. Achtung: Beim Untersetzen besteht grosse Räubereigefahr.
- Im Schweizerkasten: Die entdeckelten und gewässerten Waben können hinter das Fenster gehängt werden. Theoretisch ist hier ist das Untersetzen auch möglich. Dafür muss er Brutraum in den ersten Honigraum gehängt werden, sodass unten ein leerer Raum für die feuchten Melezitosewaben entsteht. Der zweite Honigraum kann nun mit leeren Waben gefüllt werden. Achtung: Räubereigefahr!
Einzelne Waben können auch als Futterwaben für die kommende Saison verwendet werden. Wichtig dabei ist, dass darauf eine warme Wetterperiode folgt, sodass die Bienen einerseits genug Wasser holen und andererseits auch ihre Kotblase leeren können.
Vorsicht beim Erhitzen!
Oft wird auch das Erhitzen der Waben, zum Beispiel mittels Deckelwachsschmelzer, empfohlen. Dabei werden die Waben mit dem enthaltenen Honig geschmolzen und der Honig kann dabei vom Wachs getrennt werden. Grundsätzlich schadet aber jede Erwärmung dem Honig: Erstens nimmt dadurch die Enzymaktivität ab – ein wichtiges Qualitätsmerkmal hochwertigen Honigs – und zweitens erhöht sich dabei der HMF Gehalt schneller. Die folgende Tabelle von Imdorf, Bogdanov und Kirchmann zeigt exemplarisch, wie sich der HMF-Wert und die Enzymaktivität bei Erwärmung verändern.
Das Lebensmittelgesetzt (VLtH Anhang 7, Art 3.6) verlangt einen Hydroxymethylfurfuralgehalt (HMF), bestimmt nach Behandlung und Mischung, von höchstens 40 mg/kg (Ausnahme Backhonig). Das apisuisse Honigreglement zum Goldsiegel lässt nur 15 mg/kg zu.
Nebst den genannten Qualitätsverminderungen durch Erhitzung kann es auch zu Veränderungen in Geschmack oder Farbe kommen. Durch diese Veränderung des Ursprungsprodukts wird klar, dass ein mittels Erwärmung gewonnener Melizitosehonig nicht mehr als qualitativ hochwertiger Honig verkauft werden kann. Eine Deklassierung und Verkauf als «Backhonig» ist möglich.
Alternativ bietet sich auch die Möglichkeit, Presshonig herzustellen. Dieser schmeckt intensiver nach Pollen und Wachs als herkömmlicher Honig. Je nachdem, wie weit der Honig bereits auskristallisiert ist, könnte die Umsetzung aber eher schwierig sein.
Diese Situation rund um Melizitosehonig ist eine Laune der Natur und fordert alle Betroffenen. Die aufgezeigten Wege, den Honig noch zu gewinnen haben Vor- und Nachteile. So kann man sich durchaus auch entscheiden, auf die Honiggewinnung zu verzichten. Da die Bienen aber nicht auf Melizitosehonig überwintern sollen, kann Folgendes ins Auge gefasst werden: Nebst der bereits erwähnten Möglichkeit, Honigwaben als Futterwaben in der nächsten Saison einzusetzen, beispielsweise für Jungvölker, können die Waben auch entnommen und der Honig ausgewaschen werden. Mit dem Honigwasser kann kaum etwas Befriedigendes gemacht werden und muss dann schweren Herzens im Ablauf entsorgt werden.
Haben Sie Melezitosehonig und wie sind Sie damit umgegangen? Wir haben hier eine kurze Umfrage erstellt. Wir freuen uns auf Ihre Antworten.